Olbernhau - Oschatz - Ostritz - Ottendorf-Okrilla - Pegau - Penig - Pfaffroda -


Olbernhau

Örtlichkeiten:

1770: 15. Juni, Hinrichtung einer Kindmörderin auf dem Markt; gleiches 1719 auf dem "Flecken, dem Hn. Ober-Jägermeister von Leibnitz gehörig".

erste Nennung des Roßschlächters:

Erwähnung zweier Roßschlächter (William Ulbricht und Roland Lippmann) mit Adresse "Am Steg 2" (Brand-Kat. 68) 1940 .

Gefängnisse:

Nennung der Amtsfrohnfeste 1748; Anwendung der Tortur in Olbernhau an Johann August Tröger, Schneider in Rübenau, belegt.

Besonderheiten:

1525: Bei den Bauernunruhen 1525 hat auch ein gewisser Bastian Richter aus Olbernhau viele unnütze Worte haben hören lassen und gesagt, er wolle alle Wasser zum Fischen frei haben und in allen Wäldern frei jagen … Die Empörer wurden mit Gewalt der Waffen niedergeworfen und ihre Rädelsführer in ein strenges Gericht genommen.

Merk-Würdigkeiten:

Der Müller von Blumenau [OT Olbernhau] musste in Jagdzeiten die Jagdhunde des Kurfürsten, bis zu 15 Stück, abfüttern. 


Oschatz

Örtlichkeiten:

die Felder beim Gericht mit Nennung des hohen Gerichts, des Galgens und des Rabensteins 1521 (letzte Reparatur dessen 1771), 3 kleinere Kreuze (Strehlaer bzw. Hospital-Vorstadt; errichtet 1557) kennzeichnen den Ort der Gerichtsstätte. Gleichfalls hier (vor dem Pesttor - auch schwarzes oder arme Sünder-Tor genannt) wurden Selbstmörder und hingerichtete Missetäter außerhalb der Kirchhofsmauer der St. Georgs-Kirche bestattet; 1643: Hinrichtung auf dem Altmarkt zu Oschatz; 1705: Militärjustiz auf dem Altmarkt mit Galgen, Pfahl und Esel ; 1528: Hinrichtung zu Merkwitz. Der Pranger an der Giebelseite des Rathauses und über demselben an Ketten befestigt 2 steinerne Flaschen (auch: Büttelsflaschen; 1526 verfertigt); Anlegung eines eisernen Gitter (auch Korb oder Narrenhäuschen) 1532 auf dem Altmarkt; Halseisen an der alten Linde zu Collm.

1740: 19. Juli, wird die Scharfrichterei auf dem Steinweg (Brand-Kat. 482; Altoschatzer Vorstadt) bei einem Unwetter durch Blitzeinschlag bzw. Feuer zerstört.

Obergerichtsbarkeit:

1478: Ernst Kurfürst und Albrecht Herzöge zu Sachsen überlassen dem Rath zu Oschatz die Obergerichte gegen 20 Schock jährlichen Pachtgeldes und lösten die Verbindung zwischen dem Amte und Rathe auf, die bisher bestanden und nach welcher der Amtsvoigt den Vorsitz in Obergerichtsfällen gehabt hatte.

erste Nennung des Scharfrichter:

1505: 12. Aug., wird 1 ßo. dem Scharfrichter dafür verschrieben, daß er Dienstags nach Laurentius eine Magd, Namens Ottilia, die eine Kindermörderin war, sammt ihrem Kinde, lebendig hatte begraben müssen; seit 1519: ist der Leipziger Scharfrichter u.a. auch für Oschatz tätig und bezieht ein festes Jahrgeld sowie bei Anforderung freie Zehrung während der Tätigkeit (6 fl. für einen Tag und eine Nacht); 1531: wird zu Grimma für seine Arbeit genannt: der Abdecker zu Oßen (Oschatz);

erste namentliche Nennung des Scharfrichters:

1613: die Cavillerey in den Aemtern Oschatz und Mügeln werden dem Scharfrichter zu Dresden, Christoph Poltzen, auf Churfürstl. Befehl gegen 1 Nßo. Erbzinns von Müglischer Pflege überlassen.

Gefängnisse:

Frohnfeste (1508 erstmals genannt) zwischen dem Alt-Oschatzer und Brüdertor (daselbst wurde auch die Tortur vollzogen; Verlegung in die Brüdergasse 1553 bzw. 1803 nahe des Marstalles), "der Schwarze Sack" im Erdgeschoss des Rathauses; Stadtmauerturm (1543); Anlegung eines neuen Gefängnisses im Hohen Turm hinter dem Kloster 1581; die Stube für Wechselschuldner beim Rathause dem Kirchhof (St. Aegidien?) zu gelegen.

Besonderheiten:

1472: Das Ratsgut Pappenheim auf Cunnersdorfer Flur hat ein Johann Gerichtsschreiber als Zinsgut besessen, der aber, weil er einen seiner Gevattern zu Oschatz erschossen hatte, aus der Stadt verwiesen worden ist.

1527: ward dem Bürger Veit Mittag, wegen eines unbekannten Vergehens auferlegt, die Stadt zu meiden und deshalb einen Eyd leisten. Weil er aber dessen ungeachtet wieder in die Stadt kam, so erkannte ihm das eingeholte Urtheil die Strafe zu, daß ihm 2 Finger abgehauen und er zur Staupe geschlagen wurde.Doch verschonte ihn der Rath mit dieser Strafe, weil er nur eine Hand hatte.

Zu gewissen Zeiten machte man es sich zum Vergnügen, durch den Hundeschläger einen Hirsch um den Ring jagen zu lassen, wozu oft 12 Hunde gebraucht wurden. Nach der Zeit benutzte man den Graben zur Gräserei und vermiethete ihn.

Merk-Würdigkeiten:

St. Aegidienkirche [Stadtkirche] Oschatz … Der Taufstein stand vor Zeiten in der Nähe der alten Sacristei, da, wo jetzt die sogenannte Ehebrecherstände (die von einem Ehebrecher, wie die Sage gehet, zur Strafe gebauet worden sein soll), befindlich ist.

1541: 25. Nov., Bei der Heimführung der Braut übernachten auf dem Weg nach Dresden (Moritz Herzog von Sachsen oo Kassel 09.01.1541 Agnes von Hessen) Philipp Landgraf von Hessen mit seiner Tochter, der Herzogin, Freitags nach Katharina, auf der Reise nach Dresden, in Oschatz mit 350 Pferden. Diese Gelegenheit benutzten 2 Mannspersonen und eine Frau, die wegen großer Vergehen aus der Stadt verwiesen worden waren, und hielten sich bei der Einfahrt in die Stadt an den Wagen der Herzogin an. Diese Personen wurden auch, auf Fürbitte der Herzogin, in die Stadt wieder aufgenommen, obgleich vorher kein ähnliches Beispiel vorgefallen war.

Oschatz mit Meisterei und Schindergrube 1822
Oschatz mit Meisterei und Schindergrube 1822

Ostritz

Örtlichkeiten:

Gerichtssteig. heute Hoher Weg in Höhe der Altstadt; indirekte Hinweise auf Rabenstein und Galgen im 17. Jh.

erste bekannte Hinrichtung:

1589: Juni, hat eine Frau, nebst ihrem Sohne und Tochter, zu Ostritz ihrem Mann und Vater jämmerlich erwürget, und vorgegeben, er wäre zu tode gefallen, solcher Mord aber ist aus gewissen Nachrichtungen balde offenbahr, und die Frau und Tochter ersäuffet worden, der Sohn aber hat sich mit der Flucht salviret.

erste namentliche Nennung des Abdeckers:

Lorenz Straßburger kauft 1685 die Meisterei zu Ostritz.


Ottendorf-Okrilla

Örtlichkeiten:

Galgenwiese zu Klein-Okrilla, östl. von Diensdorf Schindertannen.


Pegau

Örtlichkeiten:

Benennung der Pegauer Cavillerei Ende des 19. Jhs. in der Leipziger Vorstadt.

erste bekannte Hinrichtung:

1306: Ein Mörder überfällt [zu Altenburg] Markgraf Friedrich I. von Meißen rücklings mit blossem Schwerdte, und beschädigte damit einen Bürger aus Freyberg, welcher den Streich auffieng. Der Marggraf kam des andern Tages in veränderter Kleidung gen Pegau, da hingegen der Mörder in Stücken gehauen worden.

Obergerichtsbarkeit:

1503: 16. Okt., Die Gerichte werden nach langjährigen Streitigkeiten vom Kloster an den Rat zu Pegau überwiesen.

erste namentliche Nennung des Abdeckers:

1520: Vertrag zwischen dem Rat zu Pegau und Hans Krybenstein wegen der Abdeckerei.

Gefängnisse:

Das Pegauer Stadtbuch 1480 - 1520 benennt die "temnitze".

Besonderheiten:

David Fischer, Bewerber für die Pegauer Meisterei 1725, in seiner "rauen Jugend" verhaftet (1713 hatte er nebst einem andern Caviller, Christian Nessel, zwischen Scharfenberg und Niederwartha auf der Meißnischen Land-Straße ein Verbrechen an Georg Petermann verübet), verbüßte dato nach erlittenem Staupenschlag seine Strafe beim Festungsbau zu Dresden.

Merk-Würdigkeiten:

Obwohl die Folter schon längst nicht mehr angewendet werden durfte, folterte man in den Jahren 1772 – 1773 eine Anzahl des Diebstahls Verdächtiger zu Tode. Der damalige Pegauer Bürgermeister Rein wurde auf kurfürstl. Befehl abgesetzt.


Penig

Örtlichkeiten:

Galgenberg mit Hochgericht SÖ gelegen (Nennung des Gerichts 1485); Hinrichtung (Galgen) 1515 an der Dittmannsdorfer Straße; Hinrichtungen auf dem Markt; Säckung (1550, 1590, 1718, 1729) an verschiedenen Stellen der Mulde, so auf der Rathswiese bzw. über dem Schießhaus.

Narrenhäusel (genannt u.a. 1583) bzw. ein Thürmlein, "allenthalben durchsichtig" auf dem Markt, bei kleineren Vergehen wurde die schuldige Person unter die sogen. rothe Thür gesteckt.

Nennung des Schindangers 1665, Abdeckerei bis 1850 an der Leipziger Straße nahe der Brücke, nach langer Verhandlung auf der Neugasse; daneben Roßschlächterei an der Dittmannsdorfer Str., 1910 Lunzenauer Str.

erste bekannte Hinrichtung:

1484: ist einem Polacken allhier der Kopf abgeschlagen worden, weil er den Stadtknecht durch ein Bein geschossen und den Stadtrichter Hanneß Kohlschmidt geschlagen, sowie sich sonst gegen die Gerichte gewehret hat.

erste namentliche Nennung des schinderr:

des schinderr Michels weib entflieht ca. 1585 zusammen mit Urban Böttcher "vonn der Mila" [Mühlau]. Letzterer wird im Oktober 1588 zu Penig gefänglich eingezogen, wird der Stadt verwiesen und muss Urfehde schwören.

Gefängnisse:

Gefängniszellen wie auch die Frohnveste im alten Schloss (in dem ehemaligen Schloßflügel der Kuhwiese zu gelegen).

Besonderheiten:

Verbüßte ein Bürger wegen Wechselschuld Personalarrest, so mußte ein anderer Bürger zu seiner Bewachung beordert werden. Dasselbe geschah auch bei Entleibten, auch da mußten etliche Bürger abwechselnd Wache halten.

1550: 28. April, erließ das Amt Penig einem Totschläger auf Bitten seiner Freunde die rechtsgebührliche Strafe, da er sich verpflichtete, den „Schwertmagen“ (ist der Verwandte von männlicher Seite des Erschlagenen oder Getöteten), 15 silberne Schock zu zahlen, also das „Wehrgeld“ zu reichen.

1796: 02. April, nach einem Mandat hat der Caviller den Umgang zum Einfang der frei herumlaufenden Hunde (den Hundeschlag) [s. Hundeschläger] im Gerichtsamtsbezirke Penig mit zu besorgen, später lehnte er aber aus verschiedenen Gründen die weittere Ausübung dieses Geschäfts ab.

Merk-Würdigkeiten:

1588: fordern die Bürger Penigs, daß in Zukunft dem Scharfrichter die Teilnahme an „Zechen“, also der Wirtshausbesuch, verboten werde, da man glaubte, mit seinem Umgang befleckt oder unehrlich zu werden.


Pfaffroda

Örtlichkeiten:

Brandholz, Meisterei; Galgenbusch bei Dörnthal.

Obergerichtsbarkeit:

1451: 20. Jan., Friedrich Herczog zu Sachsen, des heiligin Römischen Richs Ertzmarschalk, Lantgraff in Doringen und Marggraff zu Missen belehnt Heintze von Schönberg zu Purschenstein, Bernhard und Caspar, sine Sone, mit Borssensteyn, und Saydaw, Sloß und Statt, Fredebach, Kemerßwald, Heyderstorff, Dytterspach, czum seyffen, Glasehütte und Hammer, Klawßnitz, Bilgestorff, Ilerstorff, Dittmanstorff, Schonfelt, Pfaffenrode, Halpach, Reyckerstorff, dy Glaßhütte, Weygmanstorff, mit Gerichten obersten und nydersten, in allen sinen reynen, fryheiten, gewonheiten, eren, wirden, nutzen, Rennten, zinsen, akern, wesen, wesewachsen, holtzern, Puschen, Welden, Fischereyen, Fischweyden, hoch und nydir, Jagitten, Czollen und geleiten, und gemeinlichin mit allen yglichen eren, zugehorungen, benant und unbenant, wo die gelegen sind, und wy die namen gehabt haben mögen, nichts außgenomen, ... Geben zu Turgaw [Torgau] an Sant Fabian und Sebastian tag.

erste namentliche Nennung des Abdeckers:

Elias Schenke, um 1670 Abdecker zu Pfaffroda.

Besonderheiten:

Abdeckereikonzession an Johann Carl Brand aus Marienberg vom 18.01.1775, welche am 05.06.1797 an seinen Sohn Carl Carl Gottlob Brand überging. Dessen Enkel Carl Adolph Ludwig Brand erwirbt 1851 die Abdeckerei zu Oederan, war späterhin (ab 1865?) Landesscharfrichter und Wirtschaftsbesitzer in Pfaffroda. Dessen Sohn Otto Oswald Brand, Wirtschaftsbesitzer zu Pfaffroda, übernimmt 1873 das Scharfrichteramt.

Merk-Würdigkeiten:

1865: 28. Okt., Bei einer Exekution zu Bautzen war der frühere Dresdner Scharfrichter Ernst Samuel Fritsche selbst erschienen, um seinem neuen Kollegen, den Scharfrichter Ludwig Brand aus Pfaffenrotha bei Saida, zu assistiren.

Zwar fanden zwischen 1865 und 1882 in Sachsen keine Hinrichtungen statt, doch wurde Otto Oswald Brand als königl. sächs. Landesscharfrichter ab 1878 mit Hinrichtungen in Thüringen betraut.

1894/95: Das Richtschwert von Pfaffroda wird in die Rüstkammer des Pfaffrodaer Schlosses überführt. Seit 1945 ist es verschollen.