Neustadt/Sa. - Niederforchheim - Nossen - Oberwiesenthal - Oederan - Oelsnitz/V.


Neustadt/Sa.

Örtlichkeiten:

Galgenberg (heute Götzinger Höhe) südl. von Neustadt; Galgenberg bei Oberottendorf.

Obergerichtsbarkeit:

1525: 28. Nov., verkaufen zu Dresden Ernst, Domprobst, Wolf, Christof, Hans und Georg von Schleinitz, Gebrüder auf Tollenstein und Schluckenau, zu rechtem, beständigen Erbkauf an Ernst Herrn zu Schönburg zu Glauchau und Waldenburg das Schloß, die Herrschaft und Städtlein Honstein (Hohnstein), Naustadt (Neustadt), Sebenicz (Sebnitz), Schandau u.a. ... mit allen Gerechtigkeiten, Freiheiten, Gerichten, obersten und niedersten, geistlichen und weltlichen Lehen …

Besonderheiten:

Im 18. Jh. kursierte - dessen Hintergrund jedoch unbekannt - dieser Vers:

 

Von Stolpen komt der Wind,

Zur Neustadt haben sien Bock geschind,

Zur Sebnitz henckt mans eigne Kind.


Niederforchheim (Pockau-Lengefeld)

erste namentliche Nennung des Abdeckers:

Johann David Pötsch, 1758 Angesessener und Nachrichter in Niederforchheim

 


Nossen

Örtlichkeiten:

Fehmstatt oberhalb dem Städtlein gegen Mittag bey der Freybergischen Strasse; Marterkammer unterhalb des Amts-Hauptmanns Gebäudes im Schloß.

Im Dorfe Russeina bei Meißen [OT Nossen] wurde auf dem Kirchhofe ein Krämermarkt abgehalten. Ein kurfürstlicher Befehl vom 11. September 1554 gebot dem Beamten, er solle „ein Halseisen oder etzlich an dem Kirchhoff einmachen und die, so die Krämerei in verbottener Zeit oder sonst auf dem Kirchhoffe leichtfertigkeit treiben und die Predigt verachten werden, darin schlagen und etliche stunden, andern zum Abscheu, darin stehen lassen; Galgenberg bei Graupzig, Schinder-Gräben bei Raßlitz.

erste bekannte Hinrichtung:

1621: 02. Aug., Hinrichtung eines Schuhmachergesellen wegen Brandstiftung durch Verbrennen.

erste Nennung des Abdeckers:

Mit den Privilegien vom 17. März 1597, 12. Aug. 1605 und 01. April 1612 werden dem Leipziger Abdecker und Scharfrichter, Franz Heyl, dementsprechende Verrichtungen u.a. im Amt Nossen auferlegt.

Gefängnisse:

1. die Wilde Sau, der Voigtsberger, der lichte Thurm. Darzu auch Winters-Zeit die unterirdische Keller-Stube, unterm Seiten-Gebäude zur Lincken des Schloß-Turms gebraucht wird. Der Amts-Frohn aber, oder Land-Knecht, hat seine besondere Wohnung, Südlicher Seite des Schloß-Grabens im Thale, An. 1673 auch neu gebauet, mit etlichen Gefängnissen.


Oberwiesenthal

Örtlichkeiten:

1702: Hinrichtung auff einem nicht weit über hiesiger Neustadt, gelegenen Platz; Galgenberg zu Crottendorf, ebd. verzeichnet das Adressbuch für das Obererzgebirge 1896 und 1924 den Roßschlächter.

Obergerichtsbarkeit:

1527: 21. April, Bergfreiheit für Oberwiesenthal … mit gnädigster Bewilligung und Bekräftigung des durchlauchtigsten und Hochgebohrnen Fürsten und Herrn, Herrn George, Hertzogen zu Sachsen, ertheilet und diese Bergstadt darmit begnadet … Krafft solcher Freyheiten  aber ist dieser Ort mit guter Policey und Regiment versehen worden.

1530: hat die Hochlöbliche Herrschafft von Schönburg, denen Gerichten daselbsten ein besonderes Gerichts-Siegel ausgehändiget …

erste Nennung des Henckers:

1610: 25. Juli, verzweifelte Balthasar Baum, der zwar in Unter-Alt-Wiesenthal Richter darbey auch ein Trunckenbold und Ehebrecher war. Der abgesagte Menschen-Feind, der Teuffel, hatte es bey ihm so weit gebracht, daß er seinem Weib aufsätzig und gram wurde; ungeachtet sie nun damahls schwanger war; So ließ er sich doch den Mord-Geist verleiten, daß er solches samt der Frucht, mit Gifft hinrichtete. Wie er aber die verfluchte That ausgeübet, ist sodann auch das Gewissen rege worden, und der höllische Mordgeist hat ihm dermassen zugesetzet, daß er sich in seiner Hauß-Kammer, an einer Klafter-Schnur, erhänget hat. Worauff ihn der Hencker loßgeschnitten, unter der Schwelle des Hauses herausgezogen, und auf sein Feld begraben; darbey er viel Leute erschrecket hat..

Gefängnisse:

Gehorsam, der Timet [timet, lat. er/sie/es fürchtet] genannt.

Besonderheiten:

... Gleichwohl ist es darmit immer ärger worden; biß endlich Anno 1650 die völlige Reformation ergangen, da man die Evangelischen mit Gewalt angehalten und gezwungen, ihre Religion, so auff dem Grund der Propheten und Aposteln erbauet war, zu verläugnen und fahren zu lassen; dargegen aber die Römisch-Catholische oder Päpstische anzunehmen; da es dann offt geschehen, daß standhaffte Lutheraner in Ketten und Banden, als die ärgsten Ubelthäter, geschlagen und in die Gefängnisse, wie das Vieh sind geschleppet worden. .

Merk-Würdigkeiten:

1694: wurde auf dem Unter-Hammer ein Kind gebohren, welches seine ex crementa ligvida durch das Manns-Röhrigen gab; Und ob wohl darzu geforderter Scharff-Richter einen Schnidt durch den Hintern gethan, ist doch keine Eröffnung anzutreffen gewesen, dahero Kind endlichen sterben müssen.


Oederan

Örtlichkeiten:

Gerichtsstraße, Galgenberg NÖ nach Memmendorf zu, Galgenberg SÖ nach Görbersdorf zu; Pranger an der Rathausecke; Beantragung zum Bau einer neuen Fehmstatt beim Rat zu Oederan am 10.11.1563; Neubau eines Galgens nach dem Hirtenfelde zu; Galgenbüschgen bei Oberreichenbach [OT Brand-Erbisdorf]

schinderteich (am Pfarrgarten, genannt 1543; heute: Teichplan); die Kaufbücher von 1563 - 1632 benennen die abdeckerey (Zerstörung 1632 durch kaiserliche Truppen im 30jährigen Krieg), 1674: Schindanger (am Teichplan); 1728: des Cavillers Luder Häußchen; der Schinderweg verband die Cavillerei mit dem Grundstück und dem Teich am Jägerhof. 1785: das "Meisterei Haus" in der Neustadt; Abriß des Schinderhäusel am Teichplan und vor 1865 Neubau der Cavillerei in Neuhohelinde (Tännicht).

erste bekannte Hinrichtung:

1640: 28. Nov., [30.jähriger Krieg] Es wird erzählt, daß die Einwohner in den auf dem Teichplane (Schinderteich) befindlichen Teich geworfen, Kinder aufgespießt und ins Feuer geworfen wurden. Ein Radmacher mit zwei Kindern, acht Frauen, zwei Bergmänner, fünf Verteidiger der Stadt sollen auf dem Obermarkt unter furchtbaren Martern getötet worden sein.

Obergerichtsbarkeit:

1383: (24. April), hat der Richter zu „Odren“ durch Urteil von dem Gerichte zu „Schellinberg“ [Schellenberg] das Recht erhalten, daß „ihm zu Harthensdorf [Kleinhartmannsdorf, OT Eppendorf] über Wunden und Blutrunst zu richten gehöre“.

erste Nennung des Scharfrichters:

1494, das Türkensteuerregister benennt 1530 den Schinder.

erste namentliche Nennung des Scharfrichters:

1549: 11. Okt., Zulassung zum "Gewerbe" für Bernhard Schlegel [d.Ä.] durch Herzog Moritz von Sachsen; zeitweise Verlegung [bzw. Zusammenschluss] der Cavillerei nach/mit Augustusburg.

Gefängnisse:

im Keller des Rathauses.

Besonderheiten:

1494: wurde ein Pferdedieb in Freyberg eingebracht, welcher, weil der Scharfrichter in Oederan seine Entdeckung mit bewirkt hatte, diesen aus Rache als seinen Mitgenossen angab. Der Unschuldige betheuerte vergebens seine Unschuld. Er wurde auf die Tortur gelegt und die furchtbaren Qualen preßten ihm die Lüge aus, daß er schuldig sey. Nun wurde er mit zum Strange verurtheilt. Der Dieb wurde zuerst empor gezogen und als ihn der Henker hier eben von der Leiter stoßen wollte, da rief ihm der Mitverurtheilte zu, er solle doch seine ewige Verdammniß bedenken, der er ohne Rettung anheim fallen müsse, wenn er die Wahrheit nicht bekenne. Jetzt erklärte endlich der erschütterte Bösewicht, daß seine Anklage ein Werk der Rache sey. Freylich ward der Unschuldige sofort frey, aber er starb bald an den Folgen der Tortur!

1564: 28. Jan., Erneuerung des kurfürstl. Patents zum Betrieb einer Abdeckerei in Oederan.
Ganz deutlich wird die Aufgabe der Abdeckerei in der kurfürstlichen Auflage, verdorbenes Vieh ... für die Wildbahn, die Tiergärten, für die Lockung der Wölfe u. a. zur Verfügung zu stellen und evtl. Hunde für die Jagd zu halten und aufzuziehen.

1890 wird neben dem Cavillereibesitzer zudem ein Roßschlächter zu Oederan genannt.

Merk-Würdigkeiten:

1639: war ein erbärmliches Jahr infolge Kriegs- und Hungersnot. Viele Leute aßen gestorbenes Vieh, Klee und Wurzeln.

 


Oelsnitz/V.

Örtlichkeiten:

Galgenberg (auch: Gerichtsberg - bei der steinernen Brücke -, Abriss des Galgens daselbst 1839) zu Raschau, als Flurname daselbst auch der Galgenhof genannt; Galgenberg bei Magwitz, Kleiner Galgenberg und Schnellgalgen bei Dobeneck; Neubau des Galgens zu Voigtsberg 1635; Tortur- bzw. Folterkammer im Rathaus (1501 zu Voigtsberg: Marterstube); erwähnt wird zudem der Pranger sowie ein Rosenkränzlein  [zu Oelsnitz?; bislang keine eindeutige Zuordnung möglich] für kleinere Vergehen.

Am Schindersweg [1899] bzw. Am Schinderweg [1904] unterhalb der ehemals Auerbacher Straße; Scharfrichterei bei Voigtsberg.

erste bekannte Hinrichtung:

ca. 1357: Der Vogt zu Plauen, Heinrich der Strenge [Heinrich V. (VI.) "der Ältere", + vor 08.05.1364] genannt, läßt seine Untervoigte oder Schloßhauptleute, welche im Voigtl. Krieg [1354 – 1357] treulos geworden und die ihnen anvertrauten Schlösser, als Myla, Stein, Tirbel, Magwitz usw. verlassen hatten, in eine Scheune versammeln, dieselbe plötzlich anzünden und sie so für ihre Treulosigkeit bestrafen.

Obergerichtsbarkeit:

1470: (29. Nov.), Auf Ersuchen des Raths zu Oelsnitz bestätigen Ernst Kurfürst und Albrecht,  Gebrüdere, Herzoge zu Sachsen, Markgrafen zu Meißen die Statuten (a. d. Jahre 1463) der Stadt Oelsnitz … Und haben Uns als Fürsten der Lande, als wir von dem heiligen Reiche die Obrigkeit und Obergericht, und alle Satzungen, Willkühr und Statute zu bekräftigen, zu befesten und confirmieren angerufen … Gegeben zu Dresden am Donnerstage in vigilia Andreae Apostoli.

erste Nennung des Henker:

1501: Voigtsberg: 1 Groschen (gab man dem Henker) für Licht zur Frage (in der Marterstube).

erste namentliche Nennung des Scharfrichters:

1649: 09. Juli, Landesherrliche Anordnung, daß Scharfrichter Esias Heiland zu Zwickau 19 Hunde für die Wolf- und Thiergärten halten soll: 6 im Amte Zwickau und Werdau, 4 im Amte Voigtsberg, je 3 im Amte Plauen, Weida, Pausa. Er darf sich dafür der Cavillerei bedienen. Kein Schäfer oder Störer darf gefallene Pferde oder anderes Vieh verwerten.

Gefängnisse:

im Voigtsberger Schloß im sog. Kollmar (Turm) zwei übereinander liegende Gefängnisse sowie im Alten Wartturm das Burgverließ; das Stadtstockhaus (später Frohnfeste), Erwähnung des Stadt- und Gerichtsknechts [Büttel] 1687.

Besonderheiten:

Merkwürdig ist auf dem Gerichtsberg das Nürnberger Plätzlein, deshalb so genannt, weil es von Nürnberger Kaufleuten in alter Zeit erkauft worden sei, um einen Verbrecher richten zu lassen. Auch soll nach der Sage die Stadt Nürnberg einen merklichen Beitrag zu Erbauung der steinernen Brücke über die Elster geliefert haben.

Noch 1642 wird durch einen Ratsbeschluß bei Fluchen, Schwören, Zaubern und Gotteslästerung mit hart Gefängnis, dem Pranger, Landesverweisung, Staupenschlag, auch wohl Ausschneidung der Zungen gedroht.

Merk-Würdigkeiten:

1621: 08. Juli, mit einem Churfürstl. Rescript wird Moritz Schmerler aus Oelsnitz/Vogtl. als erster Perlensucher in Amt und Pflicht genommen … Wiederholt und ernstlich wurden die Verordnungen eingeschärft, ja sogar körperliche Strafen, wie z.B. das Abhauen der Hand, wurden dem angeroht, wer unbedachtsam oder freventlich die Perlenmuscheln zu beschädigen wagen würde.

Oelsnitz - Voigtsberg mit Scharfrichterei und Schinderweg 1794
Oelsnitz - Voigtsberg mit Scharfrichterei und Schinderweg 1794