Bei meinen Recherchen rund um das Tätigkeitsfeld dieses unehrlichen Gewerbes bekam ich immer wieder mal zu hören: "So etwas gab es in unserer Stadt nicht". Obwohl nur noch ganz vereinzelt anzutreffen, brennt sich bis heute das anrüchig behaftet - manchmal geheimnisvolle und mit vielerlei schauderhaften Geschichten - Wesen derer in unsere Phantasiewelt, wobei neben Halbwahrheiten verbreitend wir gerne die Stätten ganz in unserer Umgebung vergessen, an denen der Abdecker/Scharfrichter seine Arbeit auch zum Wohle der Gemeinschaft auszuführen wusste.
Und ... dieses Netz ist eng gestrickt. Zwar wird das Gewerbe nicht so ausführlich behandelt wie das anderer Gewerke, doch auch die scheinbar wenigen Einblicke in das Tun und Sein dieses Standes spiegeln das Leben der Stadtbewohner wider, welche - wie auch heute - ihre Identität vermehrt in Moralvorstellungen zu fassen suchen.
Das Gewohnheitsrecht ist dabei ein nicht zu unterschätzender Faktor. Nicht nur, dass die Berufsbilder des Büttels und Henkers an verschiedenen Orten nachweislich ineinander übergehen, so werden Scharfrichter zur Rechtfertigung teil- bzw. zeitweise von weiter her geholt, als es die räumliche Nähe zu näherliegenden Städten vermuten lässt, wobei politische Befugnisse ebenso zum Tragen kamen wie familiäre Bindungen innerhalb der sächsischen Abdeckerei- und Scharfrichterdynastien.
Bei der Suche nach den entsprechenden Quellen ist gleichfalls zu bedenken, dass Kriege, Brände und Seuchen das Leben einer Stadt - manchmal über
Jahrzehnte - nachhaltig beeinflussten und Akten vernichtet wurden. Auch Wertigkeiten von stadtrelevanten Ereignissen sind entsprechend der dazumal geltenden Moralvorstellungen wahrzunehmen - dies
nicht nur mit Blick auf Verhaftungen und Hinrichtungen. Die Arbeit des Abdeckers ist in Stadtchroniken, Stadtrechnungen etc. zwar ein wichtiges Element, doch in der Wertigkeit zu
Geistlichen, Bürgermeistern, Schulmeistern u.ä. weniger glanzvoll.
Noch ein paar Worte in eigener Sache. Nachfolgende Darlegungen bilden nur einen sehr kleinen Abriß meiner Recherchen der vergangenen Jahre. Jegliche Versuche, Daten zu interpretieren, wurden von mir absichtlich weitestgehend unterlassen - dies ist von den Chronisten teilweise schon zu Genüge getan. Auch und besonders würden die Quellenangaben alleine schon Seiten füllen, welches meinem eigentlichen Sinne einer Aufarbeitung des Abdecker- und Scharfrichtergewerbes zuwider liefe. Quellenanfragen dagegen werde ich gerne beantworten. Das Kartenmaterial dagegen entnahm ich dem frei zugänglichen Fundus der Deutschen Fotothek zu Dresden.