Erster königlich-sächsischer Landesscharfrichter war Samuel August Fritzsche, gebürtig aus Sagan, um 1835 SR u. Abdeckereibesitzer in Bischofswerda, seit 1844 SR und SR-Pächter in Dresden, * + Drescherhäuser / Gmd. Porschütz 17.04.1859; oo Johanna Eleonora Räthel.

 

Federführend vollzog er eine Hinrichtung zu Dippoldiswalde mit dem Schwert nachweislich erstmals am 26. Mai 1835 an der Bäuerin Christiane Gottschalk, gebürtig aus Possendorf, verurteilt wegen Mordes (sie hatte ihre Magd mit 14 Beilhieben tödlich verwundet). 6.000 Zuschauer sollen bei diesem Akt anwesend gewesen sein.

Bei der Hinrichtung des Buchbindergesellen Seifhart im August 1842 zu Leipzig assistierte ihm der gerade 18jährige Friedrich Wilhelm Reindel (* Werben, + Magdeburg 1908, um 1849/53 SRKnecht in Berlin, dann SR ebd., seit 1873 SR- u. Abd.-Bes. in Magdeburg, preuß. Scharfrichter seit 1889).

Es sollten (für Fritzsche) bis 1852 noch 7 Hinrichtungen folgen, wobei die letzte [öffentliche!] Exekution in Dresden an der aus Markersdorf bei Pirna stammenden 30jährigen Dienstmagd und Kindesmörderin Johanne Christiane Henriette Rehn erst nach dem dritten Streich vollzogen wurde.

Die erste Hinrichtung mit dem Fallbeil am 26. Januar 1853 zu Chemnitz an dem 24jährigen Christian Friedrich Fischer, gebürtig aus Leukersdorf, verurteilt wegen vorsätzlichem Mordes an seinem Sohn Carl Friedrich Fischer (durch Salpetersäure) verzeichnet Fritzsche noch als Scharfrichter. Gleiches gilt für die Hinrichtungen am 28. Februar 1853 zu Freiberg wie auch am 01.04.1853 zu Döbeln (besser: auf einer der Wiesen, die nach dem Dorfe Greusnig - OT von Döbeln - zu führen).

 

Datum

Persönliches

verurteilt wegen

Hinrichtung in

28.02.1853

Friedrich August Schöne, Schuhmachergeselle, 24 Jahre alt, gebürtig aus Friedrichstadt

Mord an seiner Geliebten, der Dienstmagd Johanne Christiane Eppendörfer

Freiberg

01.04.1853

Johann Christian Wohllebe, 59 Jahre alt, gebürtig in Lauschke bei Leisnig, verheiratet, 5 Kinder, Häusler, vorbestraft wegen Diebstahls sowie Bedrohung seiner Ehefrau

Mord, Raubmord und Brandstiftung

Döbeln

06.12.1854

Karl Gottlieb Krause, aus Oderwitz [nach Quellen ca. 12.000 Zuschauer bei dieser Hinrichtung]

Raubmord an der Dienstmagd Theuner in Seitendorf (Zatonie, zu Bogotina, PL)

Ostritz

20.12.1855

Christian Gottlieb Fritzsche, aus Oberoderwitz, verheiratet,

zweifacher Giftmord

Hainewalde

 

Fritzsches Nachruf in den Dresdner Nachrichten von 1859:

Am vergangenen 18. April verstarb nach mehrjährigem Siechthum ein nach seiner Art berühmt gewordener Mann, der Scharfrichter Fritzsche allhier, früher in Bischofswerda. Bekanntlich hat er das traurige Amt des Nachrichters immer mit großer Geschicklichkeit ausgeübt, wenn auch die in neuerer Zeit eingeführte Guillotine zur Darlegung derselben ihm seit mehreren Jahren keine Gelegenheit mehr bot. Obgleich er, wie schon sein Geschäft bedingte, ein furchtloser und courageuser Mann war, so hatte er doch die Eigenheit, von Einbruch der Dunkelheit an niemals mehr allein auszugehen. Mag man nun die Ursache hiervon in einer Art von Vorsicht gegen mögliche Rauche Seitens Solcher, deren Complizen er seiner Verpflichtung gemäß vom Leben zum Tode gebracht hatte, vielleicht auch in irgend einer abergläubischen Vorstellung suchen, so ist doch so viel gewiß, daß er sich über die Ursache dieser Maßnahme niemals geäußert hat.


Scharfrichter Ernst Samuel Heinrich Fritzsche, + Dresden-Cotta März 1899

 

seit 1858/1859 – 1865 SR u. SR-Pä. in Dresden, 1866 Privatus, 1867 - 1869 Pferdehändler, 1870 auch Hundehändler sowie Inhaber einer Pferdeschlächterei (1870 - 73)

wohnhaft 1860 Friedrichstadt, Drescherhäuser 13b, ab 1866 Schäferstr. 27, seit 1891 Wölfnitzerstr. 7.

 

Hinrichtungen in Sachsen

 

Datum

Persönliches

verurteilt wegen

Hinrichtung in

28.06.1859

Johann Gottlob Kutschke, Weber, aus Beyersdorf, 27 Jahre alt

Doppelraubmord

Lichtenstein

31.03.1860

Johann Christian Schumann, Handarbeiter, 31 Jahre alt, aus Bärenwalde bei Radeberg

Brudermord

Dresden

13.02.1861

Johann Gottfried Hackeschmidt, Gutsbesitzer aus Machern

Mord

Oschatz

19.07.1864

Carl Gottlob Thonig, Weber, 37 Jahre alt, aus Neukirch

Mord

Bautzen

28.07.1864

Franz Joseph Schönfelder, Gartenarbeiter, aus Seitendorf in Böhmen

Raubmord

Dresden

 

1863: 31. Dez., Begnadigung des Schuhmachergesellen Friedrich Anton Kurth aus Kalau bei Cottbus und des Handarbeiters Johann Heinrich Schmidt aus Neucoschütz; verurteilt wegen Mordes an dem Bäckergesellen Pienitz im Plauenschen Grunde in der Nacht vom 07. zum 08. Januar 1863. Ausgeführt werden sollte die Hinrichtung durch Scharfrichter Fritzsche.

 

Hinrichtungen in Thüringen

Datum

Persönliches

verurteilt wegen

Hinrichtung in

08.12.1858

Johann Bernhard Stempner, Tagelöhner, aus Darnstedt

Raubmord

Weimar

06.01.1862

N. Rodeck, Zimmergeselle, 19 Jahre alt, aus Lobeda, vorbestraft wegen Diebstahls

Mord

Weimar

 

1865: März, Die hiesige [Dresdner] Scharfrichterei wird demnächst eine neue Besetzung erhalten, indem Herr Scharfrichter Fritsche wegen einer Pachtdifferenz mit dem Stadtrathe die Stelle freiwillig aufgiebt und dieselbe von einem Herrn Mehner [Anatomiediener] für den jährlichen Pacht von 350 Thlrn. übernommen werden soll.